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Deleuze and the Anyone Corporation. Übersetzungsprozesse zwischen der Philosophie Gilles Deleuzes und dem US-amerikanischen Architekturdiskurs der 1990er Jahre

Frederike Lausch

Im US-amerikanischen Architekturdiskurs der 1990er Jahre und insbesondere in der von Cynthia C. Davidson, Peter Eisenman, Arata Isozaki und Ignasi de Solà-Morales Rubió 1990 in New York gegründeten Anyone Corporation werden eine Vielzahl an Begriffen und Konzepten aus der Philosophie Gilles Deleuzes (und Félix Guattaris) angeeignet. Die architekturhistorische Dissertation analysiert, in welcher Weise und mit welchen Strategien sowie Zielen die Konzepte von Deleuze (und Guattari) in architekturtheoretische Schriften eingesetzt und in architektonische Entwürfe umgesetzt werden. Ausgehend von Übersetzungstheorien werden Kontaktzonen, Transformationen, Konflikte und Inszenierungen der Verbindung zwischen Architekturdiskurs und Deleuzes Philosophie aufgezeigt.

Die Mitglieder der Anyone Corporation inszenieren sich durch die Bezugnahme auf Deleuze und den „französischen Poststrukturalismus“ sowie mit Hilfe von philosophisch geschulten Fürsprechern wie John Rajchman als intellektuelle und internationale Elite der Architekturdisziplin. Das durch sie geförderte „Deleuze-nach-Derrida“-Narrativ dient in den 1990er Jahren der Ausrufung eines „neuen“ architektonischen Trends, der mit der „dekonstruktivistischen“, auf Jacques Derrida sich berufenden Architektur der 1980er Jahre bricht und medienwirksam mit dem Philosophennamen Deleuze und den Schlagwörtern der Falte und des Diagramms verbreitet wird. Die daran Beteiligten nutzen Deleuzes (und Guattaris) philosophische Konzepte, um – entgegen dem politischen Impetus dieser Theorien – die sozio-politische Verantwortung der Architektur und ihre Kritikfähigkeit zu Gunsten von Begriffen wie Kreativität, Spontanität, Selbstorganisation und Experimentieren auszuspielen. Hauptthese der vorliegenden Arbeit ist daher, dass sich die neopragmatischen und antitheoretischen Positionen der „Post-Criticality“- und „Pro-Practice“-Bewegungen im Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert maßgeblich aus den Diskussionen innerhalb der Anyone Corporation herausbilden. Sie sind damit nicht allein als eine Gegenreaktion zur medial inszenierten Übersetzung philosophischer Konzepte von Deleuze (und Guattari) in die Architektur sowie zum exzessiven Bezug auf den „französischen Poststrukturalismus“ im US-amerikanischen Architekturdiskurs der 1990er Jahre zu verstehen.

Die Dissertation wurde im Juni 2019 erfolgreich verteidigt.

Gilles Deleuze an der Seite von Félix Guattari