You are using an outdated browser. Please upgrade your browser to improve your experience.

Menu

17.01. – 19.01.2018

• Bibliothek des DAM,
Hedderichstraße 108–110,
60596 Frankfurt am Main

Seminar

Das Bild des Architekten

Prof. Dr. Carsten Ruhl

Kaum eine Profession ist von ähnlich widersprüchlichen Charakterisierungen geprägt wie die der Architektur. Im Laufe der letzten 500 Jahre galt der Architekt als Uomo Universale, Aufklärer, Künstler, Historiker, Social Engineer, Experte, Techniker, Wissenschaftler, Demiurg, Visionär, Dandy, Manager, Kurator oder als Kriminalist. Den damit verbundenen Fremd- und Selbstentwürfen ist bisher nur in Ansätzen größere Aufmerksamkeit geschenkt worden. Für gewöhnlich erscheint der Architekt als Phänomen sozialhistorischer Realitäten. Anstelle einer Professions- oder Sozialgeschichte im klassischen Sinne interessiert sich das Seminar primär für Prozesse der Subjektkonstruktion in und durch Architektur.

Ausgehend von der Beobachtung, dass das Subjekt immer auch Objekt architektonischer Ordnungsvorstellungen ist, soll untersucht werden, wie das eigene Leben gewissermaßen als ein architektonisches Werk entworfen wird. Bereits im 18. Jahrhundert wird deutlich in welchem Maße die Verflechtung von biographischer und architektonischer Vervollkommnung in eine Form der exzessiven Mimesis am Architekten mündet, die eigene ikonographische Traditionen, Topoi, Mythen und Historiographien hervorgebracht hat. Ebenso sind darin Erwartungshorizonte wirksam, in denen sich die „Architektur der Gesellschaft“ (Delitz/Fischer 2009) und ihr Subjektverständnis widerspiegeln.

Im Fokus des Seminars steht die komplexe Frage, inwiefern Bilder des Architekten als Teil einer gesamtgesellschaftlichen Praxis des life building zu verstehen sind und inwiefern diese über den engeren Rahmen des Architekturdiskurses hinaus Anteil an einer intersubjektiven Verständigung sowie Durchsetzung gesellschaftlicher Ordnungsmodelle haben.