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19.04. – 22.04.2018

• Einsiedeln, Bibliothek Werner Oechslin

Zivilarchitektur – 7. ARCHITEKTURTHEORETISCHES KOLLOQUIUM der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christiane Salge

Die „ratio“ der Architektur, so erfährt man schon zu Beginn der Nikomachischen Ethik, ist eine leitende, was mit ἀρχιτεκτονική (architektonisch) übersetzt wird; sie schafft Ordnungen, die dem Gemeinwesen, der „civitas“, zugute kommen sollen. Wie das zusammengeht, liest man im ersten Satz der Politeia: „Quoniam videmus omnem civitatem esse societatem quandam: et omniam societatem boni alicuius gratia constitutam.“ Das gemeinsame Glücksstreben bindet die Menschen in der Gesellschaft – und in der Stadt – zusammen. Oder umgekehrt, die Stadt ‚funktioniert’, insofern sie den Bedürfnissen der Menschen und ihrem Zusammenleben auf diese Weise zudient.

Das Haus und die Stadt sind derlei Ordnungen und seit Vitruv und Alberti ist die Architektur in eine öffentliche und eine private geschieden. Weil sich hier unterschiedliche Bedürfnisse abzeichnen, soll die entsprechende Differenz auch in der Architektur, kraft ihrer, wie Vitruv (I.I,3) betont, verlässlichen Zeichenbildung („demonstratio rationibus doctrinarum explicata“) zum Ausdruck gebracht werden. Spätestens seit Furttenbach und – später – dank Leonhard Christoph Sturm, hat sich die nunmehr von der „architectura militaris“ und auch von der „architectura navalis“ losgelöste Zivilarchitektur entfaltet und durch eine Vielfalt weiterentwickelter Bautypen bemerkbar gemacht. In späterer Zeit spricht man eher von ‚Bauaufgaben’ und es ist unbestritten, das der Aufschwung der Stadt im 19. Jahrhundert wesentlich an die entsprechend prominenten Aufgaben einer öffentlichen Architektur gekoppelt ist.

Francesco Milizia muss schon 1781 im zweiten, wie er selbst sagt, grössten Band seiner „Principi“ („è della più grande estensione“) einen weiten Fächer auftun, um das gesamte Spektrum der Zivilarchitektur abzubilden. Dies sei ebenso wichtig, wie das Wohlbefinden der Menschen schlechthin: „è di tanta importanza, quanto è la comodità del genere umano, per cui si costruiscono le Fabbriche.“

Unbestritten ist heute, dass die Architektur der Öffentlichkeit im Zeichen des modernen Bauens in Krise geraten ist. Le Corbusiers berühmtes, abgelehntes Projekt für das Palais de la Société des Nations dokumentiert den schwierigen Gang der Überwindung dieser Krise.

Die Veranstaltung richtet sich an Architekturtheoretiker, Architekten, Kunsthistoriker, Technik- und Wissenschaftshistoriker u.a.m. und möchte ausgewiesene Kenner der Materie und insbesondere jüngere Forscher aus verschiedenen Ländern zusammenführen.

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