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Do 15.11.2018

19h00

• Auditorium des DAM
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Mai

Vortragsreihe BAUHAUS/ARCHITEKTUR

Systemvergleich. Bauhaus-Rezeption in der Bundesrepublik und in der DDR

Werner Durth
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Thomas Flierl

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Podiumsdiskussion moderiert von Christiane Salge & Frederike Lausch

 

Thomas Flierl »Bauhaus-Rezeption Ost:  Annäherung mit Hindernissen«

Mit Hannes Meyer, dem 1930 infolge einer politischen Intrige entlassenen Bauhausdirektor, der 1930 bis 1936 in der Sowjetunion gewirkt hatte und dort Kommunist geworden war und seit 1939 in Mexiko lebte, hätte eigentlich der ideale Kandidat zur Verfügung gestanden, um der von Walter Gropius verkörperten West-Bindung des Bauhaus eine eigene Rezeption des Bauhaus in Weimar und Dessau entgegenzusetzen. Stattdessen wurden in der von der Sowjetunion ausgehenden sog. Formalismus-Debatte Anfang der 1950er Jahre Walter Gropius und Hannes Meyer gleichermaßen zu Repräsentanten des „Kosmopolitismus“ erklärt und das Bauhaus insgesamt als Erbe ausgeschlagen. Es dauerte Jahrzehnte, bis 1976, bis diese Fehlentscheidung korrigiert wurde und sich auch der deutsche-deutsche Dialog über das Bauhaus entwickeln konnte.

&

Werner Durth »Anfänge der Bauhaus-Rezeption im Westen Deutschlands«

1959 erhielt Hans Maria Wingler nach Abstimmung mit Walter Gropius von der Stadt Darmstadt die Zusage, in Räumen der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe ein Bauhaus-Archiv einrichten zu können. Seit 1900 galt Darmstadt durch die Gründung der Künstlerkolonie und ihre international beachteten Ausstellungen als Zentrum der europäischen Lebensreformbewegung. Nach 1945 wurde diese Tradition aufgenommen und durch zahlreiche kulturelle Initiativen aktualisiert. Protagonist der Profilierung Darmstadts war Otto Bartning, der im Dezember 1918 mit Gropius und Bruno Taut den revolutionären Arbeitsrat für Kunst gegründet und den Entwurf eines Lehrkonzepts erarbeitet hatte, auf das sich Gropius bei der Gründung des Bauhauses im April 1919 stützen konnte. Für Oskar Schlemmer galt Bartning als „der eigentliche Vater des Bauhaus-Gedankens“. Von 1926 bis 1930 Direktor der Bauhochschule in Weimar, war Bartning ab 1950 in Darmstadt Organisator und Moderator von Debatten zur kulturellen Selbstverständigung in der Bundesrepublik. Nach seinem Tod zog das Bauhaus-Archiv 1960 in die Räume ein, die Bartning sich im 1901 gebauten Gemeinschaftsatelier der Künstlerkolonie eingerichtet hatte. Die Realisierung eines Neubaus für das Bauhaus-Archiv in Nachbarschaft zur Mathildenhöhe, von Gropius selbst entworfen, scheiterte an finanziellen Mitteln. Mit Blick auf die internationale Ausstrahlung dieser Institution bot sich Berlin als Standort an. 1971 folgte der Umzug.

 

Thomas Flierl

geboren 1957 in Berlin/DDR; 1976 bis 1981 Studium der Philosophie und Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin; 1981 bis 1984 Forschungsstudium; 1984 wissenschaftlicher Assistent ebd.; „Delegierung in die kulturpolitische Praxis“, d.h. erzwungener Abbruch der wissenschaftlichen Tätigkeit an der Universität wegen öffentlicher Kritik am Abriss der denkmalgeschützten Gasometer in Prenzlauer Berg; 1985 Promotion zum Dr. phil.; 1985 bis 2006 Tätigkeiten im Kulturbereich und in der Politik, u.a. Leiter des Kulturamtes Berlin-Prenzlauer Berg 1990 bis 1996; 1998 bis 2000 Baustadtrat in Berlin-Mitte, 2002 bis 2006 Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Berlin; seit 2006 freiberuflich tätig als Kulturwissenschaftler, Bauhistoriker und Publizist.

 

Werner Durth

Werner Durth, geboren 1949, studierte Architektur und Stadtplanung an der TH Darmstadt, Soziologie und Philosophie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Nach der Promotion zum Dr.-Ing. war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie an der TH Darmstadt. Seit 1981 Professor für Umweltgestaltung an der Gutenberg-Universität Mainz, ab 1993 Professor für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen an der Universität Stuttgart, 1998 bis 2017 Professor für Geschichte und Theorie der Architektur an der TU Darmstadt. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Sächsischen Akademie der Künste Dresden, der Akademie der Architektur Kiew. Auswahl Publikationen: Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands, Braunschweig/Wiesbaden 1988 (mit Niels Gutschow); Architektur und Städtebau der DDR. Die frühen Jahre, Studienausgabe Berlin 2007 (mit Jörn Düwel und Niels Gutschow); Baukultur. Spiegel gesellschaftlichen Wandels, Studienausgabe Berlin 2017 (mit Paul Sigel).

 

Zum Jubiläum im Jahr 2019 findet eine zweiteilige Vorlesungsreihe statt, mit der ein kritischer Blick auf das Bauhaus gerichtet wird. Im Zentrum steht die Architektur: Ihre Rezeption, die Migration der Akteure und die Kritik am Bauhaus sind die Themen für Vorträge und Dialoge. Die Reihe wird mit sieben weiteren Terminen im April 2019 fortgesetzt.

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